SLICE Pocket Guide #03 München

In München wird der Kunstherbst seit einigen Jahren mit gemeinsamen Events und Ausstellungen im Rahmen von Various Others eingeläutet.

Münchener Galerien und Artist-Run-Spaces laden für Various Others internationale Partner ein, um gemeinsame Ausstellungsprojekte in ihren Räumen umzusetzen und somit den Kunstaustausch zu fördern. Insgesamt öffnen 38 Kulturorte, darunter auch renommierte Institutionen, ihre Türen und zeigen besondere Ausstellungsprojekte zu diesem Anlass.

Wir haben vier Insider*innen aus der Kunstbranche nach ihren Lieblingsorten und Geheimtipps gefragt, für ein perfektes Wochenende in und um München: Mehmet & Kazim Akal, Dr. Anika Gebauer-Aulbach, Christiane Gorzalka und Gawain von Mallinckrodt.

Mehmet & Kazim

sind ein Münchener Künstlerduo, die beide ihr Studium an der Münchener Akademie absolviert haben.
Ihre künstlerischen Wurzeln liegen in der Graffiti- und Hip-Hop-Szene, ihr Malstil ist poppig, frech und humorvoll. Damit sind sie die genau richtigen SLICE-Insider, für ein cooles Wochenende in München.


SLICE: Eure 3 Lieblingsorte in München?

Mehmet & Kazim: Unsere Top-Drei sind das Dal Cavaliere, die Isar am Deutschen Museum und unser Atelier.

Es ist 20 Uhr und alle Restaurants in München sind überbucht: Wo kriegt man immer noch einen Platz?

Das könnte schwierig werden, aber beim Ramo Adana Grill in der Riesenfeldstraße 10 haben wir oft Glück und finden noch einen Platz.

Letztes Jahr habt ihr ja anlässlich von Various Others auch ein eigenes Projekt gemacht, eure Live-Performance zusammen mit Markus Oehlen. Plant ihr auch dieses Jahr etwas? Oder gibt es einen anderen spannenden Ort, wo sich Kunst und Musik an diesem Wochenende treffen?

Letztes Jahr war großartig, nicht nur wegen der Live-Performance mit Markus Oehlen, sondern auch, weil wir unser riesiges Deckengemälde erstmals präsentieren konnten. Dieses Jahr liegt unser Fokus auf unserem Projekt am Thalia Theater in Hamburg 🤓

Am 13.09. gibt es außerdem eine spannende Begegnung von Musik und Kunst beim Mount Analogue Collective zur Eröffnung der Mount Analogue Studios bei Aqua Monaco, Breisacher Str. 3, 81667 München.

Gibt es jetzt schon eine Ausstellung, auf die ihr euch besonders freut?

Wir freuen uns auf fast jede Ausstellung – Hauptsache, es tut sich etwas in der Stadt! 🤗

Habt ihr einen geheimen Trick, wie man sein Weißbier perfekt einschenkt, ohne dass es überschäumt?

Ganz einfach: Glas leicht schräg halten, dann gleichmäßig einschenken. Zum Schluss die Schaumkrone mit dem restlichen Schaum in der Flasche perfekt formen.

Dr. Anika Gebauer-Aulbach

lebte 15 Jahre in München, bevor es sie über Hamburg ins Rheinland verschlug. Nach Stationen in verschiedenen Auktionshäusern arbeitet sie aktuell an verschiedenen kuratorischen Projekten, unter anderem im Vorstand des Kjubh Kunstverein. Sie kennt die deutsche Kunstbranche und natürlich die besten Spots in München, wie ihre eigene Westentasche.


SLICE: Deine 3 Lieblingsorte in München?  

Anika: Zum Entspannen kann ich eine Radtour durch den nördlichen Teil des Englischen Gartens, mit viel Natur und abgelegenen Orten, nur empfehlen.

An heißen Abenden lädt die Goldene Bar im Haus der Kunst zum Verweilen auf der Terrasse ein. Auch bei hohen Temperaturen kommt ein frisches Lüftchen vom Englischen Garten herüber geweht. 

Mein liebster Biergarten ist der Hofbräukeller am Wiener Platz. Dort schaue ich bei jedem Besuch in München vorbei, um einen Schweinsbraten mit Knödeln zu Essen.

In welche Bar/Restaurant muss man gehen um den Münchener-Kunstklüngel zu treffen?

Die Klassiker sind und bleiben Schumann‘s und Tabacco.

Du hast viele Jahre in München gelebt und bist jetzt im Rheinland zuhause. Was vermisst du am meisten an München?

Die Biergärten, die Berge, die Wiesn und Schweinsbraten.

Auf welche Ausstellung anlässlich von Various Others freust du dich am meisten?

Unbedingt vorbeischauen bei dem Pop-up Project Space von Jahn & Jahn in der Max-Joseph-Strasse 7. Dort ist die Gruppenausstellung SEYMOUR zu sehen, u.a. mit Anna Virnich.

Christiane Gorzalka

arbeitet als Expertin für Moderne und Zeitgenössische Kunst für das Auktionshaus Phillips, wo sie auch für die strategische Kunden- und Standortentwicklung in Deutschland zuständig ist. Darüber hinaus engagiert sich Christiane mit dem Netzwerk SALOON Munich für die Sichtbarkeit und Vernetzung von Frauen in der Kunstbranche. Sie kennt sich bestens aus auf dem internationalen Parkett des Kunstbetriebs und gibt uns ihre Insidertipps für ein perfektes München-Wochenende.


SLICE: Deine 3 Lieblingsorte in München?

Christiane: Zum Entspannen und Sonnen gehe ich sehr gerne in die südlichen Isarauen, auch bekannt als der „Flaucher“. Die Kiesbänke laden zum Relaxen ein und bieten einen idyllischen Rückzugsort mitten in der Stadt.

Der Gärtnerplatz ist ein weiterer Favorit. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt – von coolen Bars bis hin zu großartigen Restaurants. Mit Freunden genieße ich gerne einen Aperol, bevor wir ins Gärtnerplatztheater gehen.

Und natürlich darf das Kunstareal nicht fehlen, wo ich viel Zeit verbringe – sei es durch meine Mitgliedschaften bei verschiedenen Museen oder um die freie Kunstszene zu erleben. Neben den beeindruckenden Museen gibt es hier auch nette kleine Shops und charmante Cafés, die perfekt für eine Pause zwischendurch sind. Die Galerien und regelmäßige Ausstellungen an der Akademie der Bildenden Künste bieten zudem großartige Möglichkeiten, Kunst kostenlos zu genießen.

Der perfekte Ort, um den
Abend gemütlich ausklingen zu lassen?

Die Goldene Bar im Haus der Kunst ist zwar längst kein Geheimtipp mehr, aber ich finde es immer wieder großartig, hier bei ein paar raffinierten Cocktails den Abend ausklingen zu lassen. Wer möchte, kann danach noch ins berühmte P1 im selben Gebäude gehen – oder entspannt zurück Richtung Odeonsplatz tingeln.

Networking hat in der
Kunst- und Kulturwelt einen besonders hohen Stellenwert: Welche Vorteile hat München
diesbezüglich gegenüber anderen Städten?

Als ich von London nach München zog, stellte ich fest, dass Networking hier einen anderen Ansatz erfordert. In der Kunstbranche ist Netzwerken essenziell, und München bietet dafür ein großes Angebot. Die zahlreichen Galerien, Museen und Veranstaltungen – wie die regelmäßigen Vernissagen, das jährliche Kunstarealfest und Various Others – bieten hervorragende Gelegenheiten, sich mit Interessierten und Fachleuten auszutauschen.

Jedoch habe ich auch beobachtet, dass die verschiedenen Bereiche der Münchner Kunstwelt nicht immer optimal miteinander vernetzt sind. Besonders für Frauen, die oft noch Hürden in Bezug auf Sichtbarkeit und Vernetzung überwinden müssen, gibt es hier Herausforderungen. Als Mitbegründerin des SALOON Munich, eines Netzwerks für Frauen, die hauptberuflich in der Kunstbranche arbeiten, sehe ich es als meine Aufgabe, eine Plattform zu schaffen, auf der sich Frauen aus unterschiedlichen Bereichen der Kunstwelt – wie Restauratorinnen, Kuratorinnen, Expertinnen aus Auktionshäusern, Verlagen, Kunstrechtlerinnen und Künstlerinnen – vernetzen, unterstützen und gemeinsam Chancen nutzen können.

Wir sind bereits im dritten Jahr aktiv und mit knapp 70 Mitgliedern sehr erfolgreich.

Der Vorteil von München gegenüber Metropolen wie London liegt in der engeren Struktur der Stadt. Auch wenn das Kunstangebot in London größer ist, ist die Konkurrenz unter den Veranstaltungen und Netzwerken dort intensiver. In München ist alles kompakter, was den Austausch erleichtert und es uns ermöglicht, ein enges, vielseitiges Netzwerk schneller aufzubauen.

Das Programm zu Various Others ist voll: Welche Ausstellungen hast Du dir im Kalender eingetragen?

Es gibt so viel zu sehen, dass mein Kalender ziemlich gut gefüllt ist! Wenn ich mich auf einige Ausstellungen festlegen müsste, wären es diese:

„One Step Beyond“, ERES Stiftung: Diese Ausstellung präsentiert Debütanten der Akademie der Bildenden Künste München, Jahrgang 2024.

Galerie Nir Altmann: Ich schätze diese Galerie sehr. In Zusammenarbeit mit der Londoner Galerie zeigt sie vier internationale Positionen: Berlinde De Bruyckere, Emanuel de Carvalho, Jenny Holzer und James Lewis.

„Dirty Care“, Lothringer 13 Halle: Diese Gruppenausstellung zeigt unter anderem Werke eines unserer SALOON-Mitglieder. Die Lothringer 13 Halle ist zudem ein spannender Ort, der einen Besuch wert ist.

„When We Kissed That Kiss“, Metropol Kunstraum: Anlässlich der VO hat der Sammler Markus Michalke den Berliner Künstler und Kurator Michael Müller eingeladen, seine eigenen Werke zu präsentieren und die Kunstsæle, den Hauptort seiner kuratorischen Arbeit in Berlin, vorzustellen.

„Sweet Touch“, Galerie HELDENREIZER Contemporary: Ab dem 6. September zeigt die Galerie die Einzelausstellung „Sweet Touch“ von Sebastian Maas. Maas kombiniert ästhetische Komponenten aus der Kunstgeschichte mit KI-generierten Bildern, die er zu faszinierenden Gemälden entwickelt. Ich bin ein großer Fan seiner Arbeiten!

Gawain von Mallinckrodt

betitelt seit gut einem Jahr München als sein neues Zuhause. Nach vielfältigen Stationen in der Kunstbranche an Orten wie Stuttgart, Paris und Berlin hat er unter anderem die junge Galerie nouveaux deuxdeux in der bayerischen Landeshauptstadt als Partner mitgegründet.


SLICE: Deine 3 Lieblingsorte in München?

Gawain: Es gibt einige, hier eine Auswahl:

Café Wiener Platz: Ein idealer wie charmanter Treffpunkt für jedermann und zu jederzeit. Bietet neben einer typisch breiten Kaffeehaus Auswahl als Geheimtipp auch immer erfolgreiche Penne für Kinder – und praktischerweise täglich bis 23 Uhr warme Küche.

Königsplatz: Ein Ort wie eine traumhafte Zeitreise in die Antike. Auf den Stufen der Glyptothek oder nebenan auf der Terrasse vom Lenbachhaus in der Sonne zu sitzen ist unvergleichlich – besonders nach einem vorherigen Ausstellungsbesuch.

Zoo Hellabrunn: Ein Ort, um zur Abwechslung echte Tiere in einer teils exotischen wie kuriosen Architektur zu erleben. Die Gastronomien, bei welchen man im Sitzen auf Paviane oder Seerobben blicken kann, sind dadurch fast schon schön absurd. Und ganz in der Nähe kann man nach dem Zoobesuch herrlich baden gehen (Flaucher & Co) – gute Mischung…

Eure Galerie nouveaux deuxdeux ist offizieller Teilnehmer bei Various Others. Was unterscheidet das VO-Format von anderen Galerienwochenenden in Deutschland?

Ich würde sagen, was Various Others besonders macht, ist der starke Zusammenhalt und die Solidarität unter den Teilnehmern und Organisatoren. Man spürt einen echten Gemeinschaftsgeist, das Event kontinuierlich weiterzuentwickeln und München von seiner besten Seite zu präsentieren. Darunter sind die vielen jüngeren Galerien, die sich nach und nach in München etablieren und die Stadt zu einer lebendigen, vielfältigen Kunstszene machen.

Entscheidend ist außerdem das sogenannte Condo-Konzept, das im Kern des VO-Formats steht, und bei welchem Galerien und Künstler:innen aus dem In- und Ausland bei Münchner Galerien „gehostet“ werden. Dieses kollaborative Prinzip schafft spannende, grenzüberschreitende Begegnungen in der Kunst.

Hand aufs Herz: Gibt es in München eine gute Club-Location, um das Tanzbein in der Nacht zu schwingen?

Kein Kommentar! 😉

Im Ernst, das kleine Tanzlokal Zur Gruam finde ich für diesen Zweck ganz ausgezeichnet. Aber nach fast 20 Jahren Berlin sollte ich wohl mal wieder Blitz oder Rote Sonne ausprobieren – dann lasse ich es euch wissen… und ihr mich bitte auch. 

Über das Hauptwochenende von VO wirst Du die meiste Zeit in Eurer eigenen Galerie präsent sein. Für welche Ausstellung wirst Du dir dennoch Zeit nehmen?

Natürlich für das VO Special Carrying the Earth to the Sky.“ Die japanische Künstlerin Ayaka Terajima wird dort, neben 12 weiteren von einer internationalen Jury ausgewählten Künstler:innen, ihre faszinierenden Skulpturen aus recyceltem Lehm präsentieren. Diese Arbeiten sind an traditioneller asiatischer Keramik angelehnt und werden erstmals mit den dazugehörigen Zeichnungen gezeigt.

München und sein Umland sind bekannt für die großartigen Naturgegebenheiten: Gibt es eine symbiotische Route, die Kunst, Kultur und Natur harmonisch vereint?

Als eine der ersten ganz klar: Die Fahrt von München ins wunderbare Alpenvorland um Murnau und dem strahlenden Kochelsee, und seinen feinen Museen. Diese Route, die schon die großen Wegbereiter der Moderne des „Blauen Reiters“ wie Kandinsky, Münter, Jawlensky, und Marc begeistert hat, vereint atemberaubende Landschaft mit kultureller Geschichte. Eine der überhaupt schönsten erhabensten Gegenden im ganzen Lande.